Montag, 27. Juli 2015

18. Tag - 27. Juli 2015 - Abspannen


(Ansicht der Gesamtstrecke: Bitte für die jeweilige Teilstrecke auf der Karte das Menü - oben links - anklicken)

Strecke: Schneverdingen - Hamburg - Kiel (mit der Eisenbahn)

gefahrene Kilometer: 5 km
Gesamtstrecke: 709 km
Wetter: Regen, 16 Grd.

Abspannen - das bedeutet heute immer noch bei der Hamburger Feuerwehr "Einsatz beendet" und rührt aus den Zeiten her, als die Spritzen und Leitern noch von Pferdegespannen gezogen wurden. Bei Einsatzende wurden die Pferde abgespannt.

Und so ist es auch bei mir: Ich habe abgespannt - der Einsatz "Fahrt durch Deutschland" ist beendet.

Heute Morgen schaue ich gleich nach dem Aufwachen aus dem Fenster: Es hat geregnet, es nieselt noch immer, und alles ist grau in grau. Ich möchte noch abwarten, wie es nach dem Frühstück, das sehr lecker ist, aussieht. Leider ist es nicht besser geworden. Da ich freiwillig und zum Vergnügen (nicht zum Leiden) unterwegs bin, entschließe ich mich dazu, auf die heutige Fahrradstrecke bis Buchholz zu verzichten und ab Schneverdingen nach Hause zu fahren.

Ich sattele also das Toxy und fahre durch ekelhaften Sprühregen zum Bahnhof Schneverdingen. Ich gehe auf den Bahnsteig, ziehe mir aus dem Automaten die Fahrkarte für mich und das Toxy (hat ungefähr 5 Minuten gedauert) und warte  rd. 45 Minuten auf den Zug nach Buchholz. Als er kommt, stelle ich fest, dass ich auf dem falschen Bahnsteig warte. Keine Chance mehr, den Zug zu erreichen, da die Schranke geschlossen ist. Also nochmals 60 Minuten auf den nächsten Zug warten! Das klappt dann auch. Bis Neumünster geht alles relativ glatt mit zweimal (in Buchholz und Hamburg) umsteigen. In Neumünster läuft der Zug aber auf dem falschen Gleis ein, sodass ich für den Kieler Zug (5 Minuten Umsteigezeit) durch die Unterführung muss. Hinab geht es relativ leicht die Treppen hinunter, auf der anderen Seite hinauf bereitet mir dann doch Probleme. Ein netter Lokomotivführer hilft mir dann aber dabei, das Toxy die Treppe hoch zu wuchten und in das Fahrradabteil einzuladen. Kaum bin ich drin, schließen die Türen, und der Zug fährt ab. In Kiel steige ich nochmals in den Zug nach Rendsburg um und fahre zwei Stationen bis Kiel-Russee. Die letzten paar hundert Meter fahre ich durch Regen nach Hause und bin ziemlich nass, als ich daheim ankomme. Ich werde sehr liebevoll von Christl und stürmisch von Timmi begrüßt.

Vorläufiges Fazit meiner Fahrradtour von München nach Kiel:

Mit dem Fahrrad sieht die Welt anders aus! Man hat wesentlich mehr Muße, die Gegend zu betrachten, man sieht mehr, man riecht mehr und man hört mehr als im Auto, Zug oder Flugzeug. Dafür gibt es andere Herausforderungen: Man muss, wenn man nicht gerade gut ausgebaute und asphaltierte Radwege befährt, sorgfältig darauf achten, wohin man lenkt, muss Wurzeln, Steinen und Querrillen ausweichen. Nach dem Sturm in den letzten Tagen liegen überall abgebrochene Äste herum, denen es auszuweichen gilt. Und da alles noch mit Muskelkraft funktioniert, muss man seine körperlichen Ressourcen ein wenig einteilen und ständig darauf bedacht sein, den Flüssigkeitsspiegel (nein, nicht den Alkoholspiegel) auf den richtigen Niveau zu halten. Und man muss auch gewissenhaft darauf achten, alle Radwegweiser zu bemerken, da sie teilweise doch versteckt und missverständlich angebracht  und teilweise auch schon sehr verblichen sind, sodass man sie kaum noch entziffern kann. Aber alles in allem kann ich nur sagen, dass es für mich wieder ein großartiges Erlebnis war, große Strecken allein mit Muskelkraft zurückzulegen - eine E-Unterstützung benötige ich noch lange nicht, auch wenn ich manchmal gedacht habe, wie schön es wäre, mit lächelndem Gesicht eine 10%-Steigung mit 20 km/h zu absolvieren.

Und auch positive Erfahrungen konnte ich machen, als die Kette meines Toxys defekt war: Mein Dank gilt deshalb der Fahrradwerkstatt von Herrn Beining und seinem Team in Eime, die so prompt und ohne viel Aufhebens meine Kette reparierten und mir noch einen Kaffee spendierten. Und danken möchte ich dem netten Lokführer in Neumünster, der von sich aus mein Fahrrad anpackte und mir bei der Treppe half.

Und last but not least freue ich mich darüber, dass ich so nett bei meinem Sohn und seiner Freundin in München drei Nächte und zwei Tage verbringen durfte, dass ich bei meiner Schwägerin Helga und ihrem Mann Josef in Manching unterkommen konnte und dass meine Schwägerin Brigitte und ihr Mann Herbert mir in Feucht und Küps Logis gaben und sich so fürsorglich um mich kümmerten.

Diese Tour war wieder ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte - aber ich werde wohl in Zukunft nicht mehr alleine fahren, man fühlt sich einfach manchmal doch etwas einsam, besonders abends, wenn man den Tag ausklingen lässt und sich nicht mit einem "Gegenüber" austauschen kann.



Sonntag, 26. Juli 2015

17. Tag - 26. Juli 2015 - Ausrollen lassen


Strecke: Bad Fallingbostel - Dorfmark - Soltau - Neuenkirchen - Schneverdingen

gefahrene Kilometer: 44 km
Gesamtstrecke: 704 km
Wetter:  wechselhaft, mal bewölkt, mal sonnig, teilweise starker, böiger Wind, 19 Grd.

Die  Nacht in der Jugendherberge habe ich in einem Achterzimmer (Zimmer mit 8 Betten) zugebracht. Entsprechend unruhig war es - ich war der einzige Gast in dem Zimmer. In der Nacht hat aber der Sturm gewütet, und es kam ordentlich Regen herunter. Punkt acht Uhr gehe ich in den Speisesaal zum Frühstücken. Es ist eine große Zahl Kinder mit ihren Eltern in der Jugendherberge zu Gast. Entsprechend fröhlich und laut ist es. Für die Kiddies ist wohl  auch aufregend, am Buffet die Sachen selbst aussuchen zu dürfen - und sie sind sehr kreativ bei der Speisenzusammenstellung! Im Übrigen kann das Jugendherbergsfrühstück von Qualität und Auswahl gut mit dem von Hotels und Pensionen mithalten.  Für Halbpension zahle ich insgesamt 32 Euro.

Ich fahre noch einmal ein Stück auf dem Leine-Heide-Radweg. Entsprechend führt die Route hauptsächlich auf Feld- und Waldwegen. Es ist landschaftlich sehr schön, aber meine volle Aufmerksamkeit gilt auf langen Strecken dem Untergrund: Schotter, Kies, Geröll und viele abgebrochene Äste. Der Weg führt über einen Bahnübergang mitten im Wald, der gesperrt ist. Da ich keine Lust habe umzukehren, wuchte ich das Toxy über das Gleis - es kommt auch gerade kein Zug (eingleisige Nebenstrecke). Bis kurz vor Soltau läuft der Radweg in einiger Entfernung parallel zur Autobahn A7. Der Lärm ist trotz der dazwischen liegenden Bäume fast unerträglich. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit ist heute mit 12,5 km/h ziemlich niedrig. Schuld daran sind die vielen lang gezogenen leichten Steigungen, die sehr viel Mühe und Kraft kosten.

ich mache Mittagspause

Zwischen Soltau und Neuenkirchen mache ich nach 25 Kilometern Pause. Ich habe genug Zeit, da ich bis Schneverdingen, meinem heutigen Ziel nur noch 20 km vor mir habe. Zwei Stunden sitze ich am Waldrand auf einer Bank mit Blick auf ausgedehnte Kartoffelfelder. Ein Reh springt vor mir über den Weg, ich höre den Vögeln zu, genieße die immer Mal wieder hervor kommende Sonne und mache sogar ein ausgedehntes Nickerchen. Dann hält mich  aber nichts mehr, und ich schwinge mich wieder auf das Toxy. Vorbei an einer riesigen Heidschnuckenherde und einer alten Windmühle in Sprengel gelange ich schließlich nach Schneverdingen. (Von Neuenkirchen bis Schneverdingen fahre ich Landstraße, weil der Leine-Heide-Radweg doch eine etwas abenteuerliche Wegführung mit mehr als 4 km Umweg hat.) In Schneverdingen sehe ich als erstes eine Eisdiele, die ich sehr gerne ansteuere. Es gibt einen Eisbecher und einen Cappuccino. Dann suche ich meine Pension, die ich noch gestern Abend über booking.com gebucht habe. Das Zimmer ist nett und ordentlich und hat dieses Mal nur ein Bett.
Windmühle in Sprengel

Irgendwie ist die Energie weg. So wie der Leine-Heide-Radweg sich langsam seinem Ende nähert, so lasse ich auch das Toxy - im übertragenen Sinne - langsam ausrollen. Ich werde morgen noch knapp 35 km bis Buchholz in der Nordheide fahren und dann mit dem Zug die restlichen 120 km bis Kiel absolvieren. Ich hätte ohnehin den Weg durch das verkehrsreiche Hamburg gescheut und den ÖPNV benutzt. Ich freue mich einfach wieder auf meine kleine Familie und mein Zuhause und spare mir deshalb die letzten Kilometer durch Schleswig-Holstein.

Samstag, 25. Juli 2015

16. Tag - 25. Juli 2015 - Auf der Flucht


Strecke: Neustadt am Rübenberge - Mariensee - Mandelsloh - Ahlden - Hodenhagen - Bad Fallingbostel

gefahrene Kilometer: 57 km
Gesamtstrecke: 660 km
Wetter: wechselhaft, mal bewölkt, mal sonnig, teilweise starker, böiger Wind, 23 Grd.

Kurz vor acht Uhr bin ich schon wieder unterwegs nach Neustadt und mache bei REWE Halt. Dort gibt es einen Bäcker, der ein Frühstücksangebot hat. Nachdem ich in Ruhe meinen Kaffee getrunken habe und satt bin, geht es weiter. In der letzten Nacht hat es stark  geregnet, ich möchte deshalb nicht Gefahr laufen, wieder auf unbefestigten Feldwegen zu landen. So habe ich mich dafür entschieden, auf Straßen parallel zum Leine-Heide-Weg zu fahren. Außerdem kürze ich so etwas ab, mache mehr Kilometer, dadurch hoffe ich vor dem angekündigten Regen und den Orkanböen mein nächstes Quartier zu erreichen, das ich im Bedarfsfall ad hoc buchen möchte. Teilweise sind die Straßen durch Radwege begleitet, teilweise fahre ich aber auch auf den gut ausgebauten Landstraßen, was nicht weiter kritisch ist, da nur wenig Verkehr mein "dahincruisen" stört. Unterwegs kommt mir ein Liegeradfahrer (vollverkleidet, das Liegerad natürlich) entgegen - wir grüßen uns fröhlich.


ein Kirchlein unterwegs
Ich bin schneller, als ich gedacht habe, kurz vor Walsrode. Die Flucht vor dem schlechten Wetter ist - auch Dank des Rückenwindes - gelungen, gegenüber dem regulären Radwanderweg habe ich durch die Landstraßenfahrerei rund 10 km gespart. Ich entschließe mich, nach Bad Fallingbostel nochmals knapp 10 km weiter zu fahren. Ich frage in der Jugendherberge Fallingbostel an, ob noch ein Bett frei ist. "Ja, im Mehrbettzimmer". Das nehme ich. Nach einigen Kilometern komme ich schließlich dort gegen 13:30 Uhr an (Mittagspause). Obwohl Einchecken erst um 17:00 Uhr ist, lässt mich der nette Herbergsvater nach kurzer Wartepause ein und weist mir das Zimmer zu. Kaum habe ich das Toxy weg gesperrt, kommt ein dicker Regenguss mit Blitz und Donner - verbunden mit starken Sturmböen - herunter. In der Herberge gibt es einen silberfarbenen "Herbergslabbi", der sehr verspielt ist und mit mir "Stöckchenzerren" möchte.
an der Böhme

Nachdem ich geduscht und mich fein gemacht habe, mache ich mich auf ins Städtchen. Bei einem gemütlichen Bootsverleih am Flüsschen Böhme, setzte ich mich ins Café und schreibe bei einem Radler diesen Bericht. Abendessen gibt es heute in der Jugendherberge (Hühnerfrikassee).

Freitag, 24. Juli 2015

15. Tag - 24. Juli 2015 - Norddeutsche Tiefebene


Strecke: Sarstedt - Laatzen - Hannover - Garbsen - Schloss Ricklingen - Bordenau - Neustadt am Rübenberge

gefahrene Kilometer:  63 km
Gesamtstrecke: 603 km
Wetter: wechselhaft, mal bewölkt, mal sonnig, leichter Wind, 23 Grd.

Es ist gar nicht so leicht, aus Sarstedt so herauszufinden, dass man wieder auf den Leine-Heide-Radweg trifft - zumal die Ausschilderung teilweise zweideutig ist, so dass trotz eines Wegweisers zwei Wege möglich sind. Dank der Landkarte, des GPS und meiner Intuition finde ich schließlich den rechten Weg. Es geht durch die landschaftlich sehenswerten Leineauen auf teilweise wunderschönen, manchmal aber auch etwas  sehr engen Wegen, wo sich keine zwei Radler begegnen können. Nach rund einer Stunde Fahrzeit  halte ich an, telefoniere kurz mit Christl und versuche dann nochmals in Neustadt am Rübenberge ein Zimmer zu bekommen. Diesmal bin ich erfolgreich, und ich buche mich in einer Pension ein.

Maschsee in Hannover
 Im Bereich der Ortschaft Laatzen treffe ich auf ein Radlerpaar. Es handelt sich um den Mann mit seiner Frau, dem ich gestern mit der Luftpumpe ausgeholfen hatte, und zu dem ich gesagt hatte, wir würden uns mit Sicherheit noch einmal begegnen - und so bewahrheitet sich meine Prophezeiung. Wir quatschten noch ein wenig miteinander, dann trennen sich unsere Wege (um dann noch zweimal aufeinander zu treffen!). Ich erreiche schließlich den Maschsee, der mitten in Hannover liegt, ohne dass ich von der Großstadt wirklich etwas gesehen habe. Der Weg geht zunächst ganz nett weiter, doch dann kommt das große Grausen: In Hannover-Linden sind riesige ungepflegte Betonklötze (Gebäude) bis an die Leine hin gebaut. Das sieht nun wirklich nicht schön aus. Aber bald wird es wieder ländlicher. Etwa seit Sarstedt habe ich das Mittelgebirge verlassen und befinde mich nun in der norddeutschen Tiefebene. Von Tiefe ist zwar nichts zu sehen, dafür aber von Ebene! Soweit das Auge reicht, ist es hier flach. Einige Buschgruppen und ab und zu kleinere oder größere Ansiedlungen lockern das ganze auf. Die Gebäude sind hier fast ausschließlich aus rotem Klinker gebaut.

Unter dem Mittellandkanal hindurch
Zwischen Garbsen und Seelze mache ich nach rund 40 Kilometern für eine Stunde Pause. Ich genieße es, die Beine auszustrecken, die vorbeifahrenden Radler zu betrachten und die laue Luft ein zu atmen. Dann setzt sich ein älteres Radler-Ehepaar zu mir, und wir erzählen uns eine ganze Menge über das Radeln an sich, über die Gegend hier und wie schön es ist, dass man als Rentner noch so vieles machen und genießen kann. Bald verabschieden sich die beiden, und ich fahre auch weiter. Den Mittellandkanal unterquere ich und gleich darauf auch die Autobahn A2. Der Radweg wird nun stellenweise etwas unbequem: grober, nicht verdichteter Schotter, Spurrillen, ausgefahrene Pfade, Pfützen, Löcher, Wurzeln - also genau so, wie ich es mir nicht wünsche!

Kurz vor Neustadt - es ist erst 14:00 Uhr - mache ich nochmals eine Stunde Pause und genieße die Natur, auch wenn hinter mir und einigen Bäumen eine viel befahrene Straße entlang läuft. Dann geht es hinein nach Neustadt, und ich muss leider feststellen, dass ich, um zur Pension zu gelangen, rund vier Kilometer zum Ortseingang quasi zurück fahren muss. Als ich dann in der Pension bin, erzählt mit die Vermieterin, dass es hier keine Gastwirtschaft gibt. Also fahre  ich ohne Gepäck zurück nach Neustadt und kaufe bei REWE etwas fürs Abendessen ein. Frühstück gibt es in der Pension auch nicht, da muss ich mir morgen früh in Neustadt einen Bäcker suchen.

Mein morgiges Ziel soll Walsrode sein, leider sind für morgen Regen und starke Sturmböen angesagt - mal sehen, was da zu schaffen ist!

Donnerstag, 23. Juli 2015

14. Tag - 23. Juli 2015 - Kamele, schwarze Finger und Samaritertum


Strecke: Greene - Freden - Alfeld - Brüggen - Gronau - Eime - Gronau - Elze - Nordstemmen - Sarstedt

gefahrene Kilometer: 68 km
Gesamtstrecke: 540 km
Wetter: bewölkt, etwas Rückenwind, 23 Grd., gegen Abend heiter



ein Zug folgt auf den anderen
Die Nacht im Landhotel Greene ist nicht so berauschend: Das Zimmer liegt zur Hauptstraße mit starkem Lkw-Durchgangsverkehr - entsprechend laut ist es, aber das Fenster zu schließen geht auch nicht, da ich dann ersticke. Gleichwohl habe ich offensichtlich auch ein bisschen geschlafen, denn ich bin rechtzeitig wach, um schon um 7:15 Uhr zum Frühstück zu gehen. Ich ratsche noch ein wenig mit der Frühstücks-Bedienung und bin schon um 8:00 Uhr wieder auf der Piste. Da ich gestern in Laatzen kein Zimmer gefunden habe, ist das heutige Ziel Sarstedt mit dem Sarstedter Hof einige wenige Kilometer vor Laatzen. Das Radeln lässt sich gut an: Schöne Wege direkt neben der ehemaligen Nord-Süd-Strecke der Bahn abseits von den Autostraßen. Dafür jagt ein Zug den anderen; die fahren wohl tatsächlich auf Blockabstand - hauptsächlich sind es Güterzüge, teilweise in Doppeltraktion. Und die Güterzüge machen - je nach Waggonmaterial - teilweise einen infernalischen Lärm. Ich passiere Freden, nach einem dort aufgestellten Banner "die Perle des Leinetales". Warum das so ist, kann ich nicht feststellen.

Jungkamele erkunden mich und die Ausrüstung
Nach 20 Kilometern verfahre  ich mich in Alfeld und muss, um auf die andere Seite der Bahn zu kommen, das Toxy die Bahnhofstreppen runter- und auf der anderen Seite wieder hinauf wuchten. Die Aufzüge sind wegen Wartungsarbeiten gesperrt. Ich fahre parallel zur Bahnstrecke und stoße plötzlich auf zwei große Kamele (mit zwei Höckern) und zwei Jungkamele. Die Großen sind angebunden, die Jungen laufen frei herum und sind neugierig. Sie kommen angetrabt, umrunden das Toxy und mich. Eines der beiden neugierigen Tiere fängt an, mich am Ohr zu schlecken (feucht), das andere versucht, das Ende meines Wimpels zu fressen und die Gepäcktaschen an zu knabbern. Übrigens: die Tiere gehören zum Circus Atlantik, der hier in Ahlfeld sein Gastspiel gibt. Bevor die zutraulichen Jungtiere auch mich verspeisen möchten, fahre ich weiter, gönne mir dann aber mit Blick auf die Bahn eine längere Pause - ich habe ja genug Zeit heute, so glaube ich zumindest.

Nach einigen weiteren Kilometern gibt es bei einer kurzen Bergauffahrt einen fürchterlichen Ruck, und die Tretkurbel dreht leer durch: Die Kette ist gerissen.  "So ein Mist" ist mein erster Gedanke. Dann nehme ich alle Taschen ab und suche das Werkzeug, das natürlich ganz unten in der Gepäcktasche ist. Mit dem Nietendrücker entferne ich das defekte Kettenglied und baue das Kettenschloss ein, das ich für alle Fälle als Ersatz dabei habe. Meine Finger und Hände sind von der Schmiere der Kette ganz schwarz und lassen sich mit einem Lappen nur notdürftig vom ärgsten Schmutz befreien. Als ich weiter fahre, merke ich, dass die Kette leicht verdreht ins Schutzrohr eingezogen wird und auch so wieder herauskommt. Da habe ich die Kette wohl auch verdreht zusammengebaut (so etwas passiert auch nur einem Maschinenbauingenieur). Das Kettenschloss kann ich nicht mehr öffnen, also muss es bis zum nächsten Fahrradladen auch so gehen. Und es funktioniert, ich habe aber Bedenken, dass die Beanspruchung der Kettenglieder so auf Dauer zu hoch sein wird. In Brüggen gibt es keinen Fahrradladen, aber in Gronau. Der Inhaber dort ist zwar sehr freundlich, vermag mir aber nicht zu helfen, da das "zu kompliziert" ist und er keine Zeit hat. Ich solle zu einem Laden in Eime fahren, da sind genügend Monteure.
Leinebrücke - irgendwo unterwegs

Das bedeutet für mich rund acht Kilometer Umweg, aber ich fahre dort hin. Beim Fahrradfachgeschäft von Rolf Beining nimmt sich ein netter  junger Mann des Liegerades - trotz Mittagspause - an, eine Mitarbeiterin plaudert derweil ein wenig mit mir. Ich bekomme von ihr einen frisch gebrühten Kaffee. Und last but not least bietet mir der Chef von sich aus an, dass ich meine schwarzen Hände mit Handwaschpaste waschen darf. Insgesamt kostet die Reparatur 20 Euro. Ich finde, dass das ein toller und unkomplizierter Service ist!

Ich fahre den Weg zurück nach Gronau und verfolge dann wieder den Leine-Heide-Radweg auf hauptsächlich geschotterten, aber dafür autofreien Pisten. Das ändert sich in Elze, ab hier fahre ich parallel zur B1 auf einem Radweg durch hügeliges Mittelgebirgsland. Vor mir winkt plötzlich ein Radfahrer, der offensichtlich eine Panne hat. Er hatte einen Platten, aber eine falsche Luftpumpe. Er bittet mich, ob ich ihm meine leihen könne. Da ich heute noch keine gute Tat absolviert habe, packe ich alles vom Liegerad ab und wühle mich wieder bis zum Grund der Packtasche durch, um die Luftpumpe zu finden. Der Mann ist begeistert und kann endlich seinen Reifen aufpumpen. Er erzählt mir, dass er mit seiner Frau, die er voraus geschickt hat, um eine neue Luftpumpe zu besorgen, auf dem Weg von Frankfurt nach Dahme an der Lübecker Bucht ist.
Schloss Marienburg

Ich bin noch nachträglich von meinem Samaritertum so begeistert, das ich die Wegweisung übersehe (vielleicht war aber auch keine da), und verfahre mich mal wieder. Glücklicherweise kein großer Schaden - ich bin nun auf einem Feldweg unterhalb des imposanten Schlosses Marienburg, das Mitte des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil erbaut wurde. Ich verlasse jetzt den Leine-Heide-Radweg und fahre die letzten 10 Kilometer den direkten Weg nach Sarstedt, um zu meinem Hotel, dem Sarstedter Hof, zu gelangen. Hier treffe ich gegen 17 Uhr ein und kann endlich duschen. Ich wasche ein paar Klamotten und gehe dann essen. Bei einem Griechen schaffe ich nur gut zweidrittel des Gebotenen. Wenn das so weitergeht, werde ich wohl bald auf Seniorenteller umsteigen müssen.

Mittwoch, 22. Juli 2015

13. Tag - 22. Juli 2015 - Aufstieg mit Schummeln




Strecke: (Bad Sooden-Allendorf) - Göttingen - Nörten-Hardenberg - Northeim - Einbeck - Kreiensen - Greene
gefahrene Kilometer: 51 km (86 km)
Gesamtstrecke: 471 km
Wetter: bewölkt, etwas Rückenwind, 26 Grd., gegen Abend heiter

Mit dem Zug vom Werra- ins Leine-Tal
Der Tag beginnt gut. Ich frühstücke gemütlich vor dem Café Feldmann, der Juniorchef ist sehr beflissen, alles Recht zu machen. Ich kann mir heute etwas mehr Zeit zum Frühstück lassen, da der Zug erst um 9:16 Uhr fährt......der Zug? Der geneigte Leser mag sich fragen, wieso ich heute Zug fahre? Nun die Erklärung ist ganz einfach: Ich habe mir überlegt, wie ich den Anstieg vom Werra- zum Leinetal (rd. 150 Höhenmeter entlang der B 27 ohne Radweg) am elegantesten (und Kräfte schonendsten) bewältigen kann. Das Ergebnis dieser Überlegung ist, die ehemalige Nord-Süd-Strecke der Bahn zu benutzen. Zwar bringe ich mich um den Genuss von ungefähr 35 km Strecke, dafür brauche ich nicht so viel Flüssigkeit nach zu tanken.

Im Zug habe ich Probleme mit dem Fahrkartenautomaten - er nimmt kein Geld an. Zwei nette junge Mädchen helfen mir, sodass ich schließlich doch noch zu Fahrkarten für mich und das Toxy komme (10,50 Euro). Nach 35 km und rund 25 Minuten erreicht der Zug schließlich Göttingen.

Kloster Marienstein in Nörten-Hardenberg
Da ich den gespeicherten Tracks auf meinem E-Trex nicht so ganz traue und die Beschilderung auch nicht so ganz gut sein soll, kaufe ich mir im Göttinger Bahnhof in der Buchhandlung die Radwanderkarte für den Leine-Heide-Radweg. Ich freue mich, dass ich nun auf etwas handfesteres als "Electronic" zurück greifen kann. Gleichwohl führt mich das E-Trex auf kürzestem Wege durch Göttingen zum Leine-Heide-Radweg. Ich bin auch bald von Natur umfangen, soweit man Landwirtschaft heute noch als Natur bezeichnen kann. Das Leinetal ist anfangs sehr weit, links und rechts sind die Anhöhen kaum zu erahnen. Der Radweg läuft genau zwischen der Schnellfahrstrecke der Bahn auf der rechten und der A 7 auf der linken Seite. Mit leichter Windunterstützung von  hinten erreiche ich schnell Nörten-Hardenberg. Hier haben Christl und ich früher bei unseren Fahrten mit dem Auto des öfteren Rast bei einem Bäcker gemacht.

Weiter geht es an den Baggerseen der Northeimer Seenplatte vorbei, unter der A 7 hindurch, weiter an der Leine entlang. Teilweise ist der Weg sehr naturnah, die Leine wirkt richtig romantisch. An einem Aussichtspunkt, von dem man die hier rastenden Zugvögel beobachten kann, mache ich Pause, esse ein paar Cantuccino und zwei Ballisto, trinke dazu Leitungswasser aus der Flasche - schmeckt trotzdem gut. Nach einer halben Stunde geht es weiter.

gute asphaltierte Radwege
Kurz vor Einbeck biege ich der Ausschilderung folgend rechts ab. Da hält vor mir plötzlich ein PKW. Der Fahrer fragt mich, ob ich nach Kreiensen möchte. Der ausgeschilderte Weg ginge über zwei sehr starke Anstiege, die solle ich doch lieber vermeiden und direkt nach Einbeck fahren und erst dort abbiegen. Wir unterhalten uns noch einige Zeit. Er hat auch viele Langstrecken durch Deutschland beradelt. Dann folge ich seinem Rat, kehre um und gelange auf einen wunderbar ausgebauten Radweg entlang der Autostraße nach Kreiensen. Bei Volksen mache ich in einer Gaststätte Rast und genehmige mir ein Radler. Kurz vor Kreiensen hält mich eine sächsisch sprechende Radfahrerin an,  sie habe das Gefühl, dass ihr ein Insekt ins Ohr geflogen sei, ich solle doch einmal nachschauen. So sehr ich auch nachschaue, ein Insekt kann ich nicht sehen - sie scheint beruhigt zu sein, und wir quatschen noch ein bisschen.

Eigentlich habe ich vor, heute noch bis Ahlfeld zu fahren - weitere 20 Kilometer. Ich versuche vorsichtshalber schon hier in Kreiensen eine Unterkunft auf der weiteren Strecke zu finden - kein Erfolg. Also ein letzter Versuch in Kreiensen-Greene: Es klappt im Landhotel Greene, ca. 250 m vom Radweg entfernt - ich muss allerdings rund einen Kilometer zurückfahren, weil ich schon zu weit bin. Und Ahlfeld ist immer noch 20 Kilometer entfernt.

In Greene gehe ich, nachdem ich mich geduscht und schön gemacht habe, in einen EDEKA-Markt und kaufe ein bisschen Verpflegung für morgen ein. Anschließend sitze ich im "Biergarten" des Hotels, schreibe Tagebuch und warte auf das Abendessen.

Heute hat Christl mich am Telefon gefragt, ob mir die Tour noch immer Spaß macht: Manchmal kommt da natürlich die alte Frage: Warum tue ich mir das an? Natürlich deshalb, weil ich es selbst so gewollt habe. Auch wenn ich fluche, wenn es mal wieder lang gezogen bergauf geht, das ist nur ein Augenblickseindruck, der ganz schnell wieder verschwindet, wenn ich die vielen schönen Dinge, die der Weg hergibt, sehen kann, wenn ich auf Tiere treffe, die man - wie heute einen Kakadu - kaum erwartet. Es ist einfach schön aus eigener Kraft - bis auf das bisschen schummeln - voranzukommen. Manche Leute staunen, dass ich  in meinem "hohen" Alter solche "Wahnsinnsstrecken" auf mich nehme, und das sogar ohne jegliche E-Unterstützung. Ergebnis dieser Überlegung: Es macht noch Spaß - und das Ende ist im Übrigen auch schon langsam abzusehen. Morgen möchte ich Hannover-Laatzen erreichen.

Dienstag, 21. Juli 2015

12. Tag - 21. Juli 2015 - Der schönste Teil des Werraradwanderweges


Strecke: Creuzburg - Mihla - Treffurt - Wanfried - Eschwege - Bad Sooden-Allendorf

gefahrene Kilometer: 68 km
Gesamtstrecke: 420 km
Wetter: vormittags stark bewölkt, nachmittags nur noch ein paar Wolken, Gegenwind, ein Regenschauer, nachmittags 28 Grd.

Meine Zimmervermieterin serviert mir ein reichhaltiges Frühstück auf der Terrasse. Sie legt gleich Aluminiumfolie dazu und meint, ich könne mir damit eine Brotzeit zum Mitnehmen machen. Sehr großzügig!

Das Werratal wird eng
Treffurt
Normannstein
Das Wetter ist ganz vielversprechend (bewölkt und nicht zu warm). Ich habe nun den wohl schönsten Teil des Werratales vor mir. Links und rechts treten die Felsen zusammen und zwischen Felswand und Fluss hat der Radweg gerade noch so Platz.  Ständig wechselt die Landschaft: Einmal hat der Fluss kaum genug Raum, dann kommen wieder große freie Flächen, wo man das Auge schweifen lassen kann. Nur wenige Meter von mir tritt ein Reh aus dem Unterholz heraus und starrt mich an, um dann ganz schnell auch wieder verschwunden zu sein. Ich sehe viele verschieden Singvögel, von denen ich die meisten leider nicht kenne (wahrscheinlich im Biologie-Unterricht nicht gut genug aufgepasst). Ich passiere die "Bauernkanzel", einen Felsvorsprung, von der angeblich Thomas Müntzer seinerzeit während der Bauernkriege gepredigt haben soll.
Eschwege

Nach rund 25 km gelange ich schließlich nach Treffurt mit der oberhalb davon liegenden Burg Normannstein. Treffurt ist ein nettes Fachwerkstädtchen mit einem sehr hübschen Marktplatz. Leider kann man hier nichts zu trinken bekommen, also muss wieder die mit Leitungswasser gefüllte Einwegflasche von Aldi ihren Dienst tun. Hinter Großburschla läuft der Radweg auf der Trasse einer ehemaligen Eisenbahnstrecke - hier lässt es sich sehr schön fahren, auch wenn der Wind langsam auffrischt und leider auch manchmal von vorne kommt. Dieser Trasse folge ich bis Wanfried. Auch hier wieder sehr, sehr viele historische Fachwerkhäuser, die fast alle liebevoll hergerichtet sind. Oberhalb von Frieda lässt sich das Schloss Wolfsbrunnen bewundern.

Werratal-Randwanderweg
In Eschwege - ebenfalls mit reichlich Fachwerkhäusern versehen - nutze ich im Zentrum die Möglichkeiten, die die Gastronomie dort bietet und trinke ein Radler - in einem Eiscafé. Den Eisbecher verkneife ich mir - ich möchte schließlich ohne zusätzliche Kilos zu Hause ankommen. In dem Café komme ich mit einem Ehepaar ins Gespräch. Wir plaudern ca. 1/2 Stunde miteinander, dann möchte ich weiter. In Eschwege habe ich etwas über 50 km hinter mir - meine Beine meinen, ich solle langsam aufhören. Aber ich habe gestern telefonisch in Bad Sooden-Allendorf ein Zimmer gebucht, so dass die lieben Beine noch etwas weiter machen müssen, wobei ich allerdings auf den restlichen 15 Kilometern noch einmal an einem wunderschönen Rastplatz pausiere und die morgens zubereitete Semmel verzehre und mit Leitungswasser herunter spüle. Rechts oben am Hang ist die Burg Fürstenstein zu sehen.

Vor Allendorf gibt es noch einen längeren Anstieg, den ich geduldig hinauf schiebe, ich habe einfach keine Lust mehr, hier viel sportlichen Ehrgeiz zu entwickeln. Ich passiere den sehr hübsch hergerichteten Fachwerk-Ortsteil Allendorf, überquere die Werra und bin dann im Kurteil Bad Sooden.  Das Café Feldmann ist schnell gefunden - hier haben Helmut und ich vor zwei Jahren auch schon übernachtet.

Fazit des Tages: Eine sehr schöne Radtour auf meist guten Wegen bei annehmbaren Wetter - so macht Radeln Spaß!
Gradierwerk in Bad Sooden-Allendorf

Bad Sooden
Ich bin übrigens immer wieder überrascht, welche Strecken man insgesamt überwindet, selbst wenn die Tagesetappen nur 50 bis 70 Kilometer betragen. Man muss sich eben nur Zeit dafür lassen. Heute habe ich schon mehr als halb Deutschland erradelt - zugegebenermaßen mit etwas  "Autonachhilfe" an den super heißen Tagen in der letzten Woche.

Montag, 20. Juli 2015

11. Tag - 20. Juli 2015 - Grenzgänger zwischen Thüringen und Hessen


Strecke: Dorndorf - Philippsthal - Heringen - Gerstungen - Herleshausen - Wartha - Creuzburg

gefahrene Kilometer: 57 km
Gesamtstrecke: 352 km
Wetter: Bewölkt, Regen, leichter Wind, 25 Grd.

Der "Herbergsvater" , Herr Grübel, hat um 8:00 Uhr mein Frühstück schon fertig vorbereitet und serviert es mir im Garten - bei schönem Wetter lässt es sich noch einmal so gut schmecken. Ich bin der einzige Gast, und so berichtet er mir einiges über die Herberge und seine Hauptbeschäftigung: Kanu- und Schlauchbootvermietung sowie die Organisation von Touren auf der Werra. Nachdem ich Herrn Grübel noch so einiges über Liegeräder erzählt habe, verabschiede ich mich und mache mich auf, dem Lauf der Werra zu folgen. Herr Grübel rät mir noch, nach Philippsthal auf der rechten Flussseite zu bleiben, da ich sonst in eine große Baustelle komme.

Vacha
Monte Kali
Kaum habe ich Dorndorf verlassen, ziehen dunkle Regenwolken auf - die Wetterapp hat für den heutigen Tag eigentlich schönes Wetter angekündigt, von Regen kein Wort. Bei Vacha verlasse ich Thüringen und gelange nach Hessen. Was heute so einfach ist, war vor einem viertel Jahrhundert noch unmöglich. Damals war der Versuch des Grenzübertritts an dieser Stelle leider lebensgefährlich!

Kali-Industrie
wie auf Sylt oder Amrum
Hinter Philippsthal beginnt es dann auch zu regnen, weshalb ich mich in einem Buswartehäuschen "verstecke". Links von mir kann ich die ganze "Schönheit" der Industrialisierung bewundern: Riesige Abraumhalden des Kali-Bergbaus "zieren" die Landschaften, die gewaltigen Fördertürme wirken dagegen richtig verloren. Bei Heringen liegt links der Werra der so genannte "Monte Kali", der in der Wanderkarte des Werratalradwanderweges sogar als Sehenswürdigkeit herausgestellt wird. Der Weg führt hier teilweise durch Naturschutzgebiete und in einem etwas feuchten Bereich ist er sogar aufgeständert wie auf Amrum oder Sylt. Hier wird der Weg auf einer relativ kurzen Strecke auch eng und schlecht passierbar. Als Entschädigung kann ich dann viele Kilometer wieder auf gut ausgebauten, ebenen und asphaltierten Wegen fahren.

Ortsdurchfahrt Gerstungen
Hörschel: Beginn des Rennsteiges
Ich passiere die berühmte Rundkirche in Untersuhl, fahre durch Gerstungen, überquere wieder mehrere Male die Grenze und gelange schließlich nach Hörschel, wo die A4 auf einer gigantischen Brücke die Werra überspannt. Hier beginnt auch der Rennsteigweg, und der Herkules-Wartburg-Radweg nach Eisenach und zur Wartburg läuft hier entlang. (Bis nach Eisenach sind es nur einige wenige Kilometer.)

Kurz hinter Spichra erreiche ich schließlich Creuzburg. Eigentlich habe ich vor, noch bis Mihla weiter zu fahren. Nachdem es mir aber nicht gelingt, dort telefonisch eine Unterkunft  zu finden, versuche ich mein Glück in Creuzburg. Nach mehreren vergeblichen Anrufen bzw. Absagen habe ich dann doch noch Glück und kann für eine Nacht eine komplette Ferienwohnung am Marktplatz von Creuzburg für 40 Euro ergattern.

die älteste Werra-Brücke in Creuzburg
Das habe ich mir verdient!
Creuzburg
Als Fazit des Tages ist zu bemerken, dass Wetterapps merkwürdige Dinge voraussagen, dass Regen in der heutigen Form allerdings nicht so schlimm ist (wenn man im richtigen Augenblick ein Buswartehäuschen findet), dass die Wege teilweise sehr gut waren, dass der Grenzverlauf teilweise etwas unübersichtlich und dass es ein schöner Radl-Tag war.

Sonntag, 19. Juli 2015

10. Tag - 19. Juli 2015 - Schönes Radeln


Strecke: Walldorf - Wasungen - Breitungen - Bad Salzungen - Tiefenort - Dorndorf

gefahrene Kilometer: 51 km
Gesamtstrecke: 295 km
Wetter: teilweise stark bewölkt, Regen, Sonne, leichter Wind aus allen Richtungen, 24 Grd.

Pünktlich um 8:00 Uhr erscheine ich zum Frühstück und erfreue mich an dem schön angerichteten Büffet. Ich unterhalte mich kurz mit einem anderen Gast, der sich durch die Hochzeitsgesellschaft, die gestern Abend hier gefeiert hat, gestört gefühlt hat. Ich habe davon nichts mitbekommen und sanft und selig geschlafen.

Gegen 9:00 Uhr kann ich aufbrechen, nachdem ich die Kette mit Trockenspray geschmiert habe. Heute verwende ich wieder meine Fahrradschuhe mit dem Klick - das hätte ich mal schon eher tun sollen, es tritt sich doch etwas einfacher! Ich fahre zurück zum Werratalradweg und genieße die schönen Waldwege, die sich entlang der Werra schlängeln. Nachdem ich etwa 7 km zurückgelegt habe, öffnet der Himmel plötzlich und unerwartet seine Schleusen. Ca. eine halbe Stunde kommt das Nass von oben. Ich verkrieche mich unter einem dicken, alten Baum - bin zu faul, das Regenzeug herauszuholen. Als es wieder trocken wird, schwinge ich mich auf mein Toxy und bin nun am Po und Rücken nass, ich habe einfach vergessen, den Sitz trocken zu wischen. Macht nichts, nach 20 Minuten ist alles wieder abgetrocknet bzw. so feucht, wie ich es ohnehin vom Schwitzen bin.

Bad Salzungen
Nach rund 35 Kilometern mache ich dann meine erste Pause. Ich habe Bad Salzungen erreicht und genehmige mir einen Cappuccino und einen Walnuss-Eisbecher, der leider erst nach rund einer halben Stunde serviert wird und ziemlich lieblos angerichtet ist - so schmeckt er dann auch. Bad Salzungen scheint es mit der Kulinarik nicht so besonders zu können (siehe hierzu auch meinen Bericht von vor zwei Jahren!)

beliebtes vergnügen auf der Werra
Die Wege bin ich bereits vor zwei Jahren mit meinem Freund Helmut gefahren, gleichwohl kann ich mich an vieles nicht mehr erinnern, und so bekomme ich viele neue Eindrücke! Das Wetter spielt nachmittags auch mit, sodass ich nochmals an zwei Stellen längere Pausen einlege - mich treibt schließlich nichts, und die Unterkunft von heute habe ich bereits gestern telefonisch vor gebucht. Gegen 15:30 Uhr erreiche ich schließlich die "Fahrrad- und Wanderherberge" in Dorndorf. Eine einfache, aber ausreichende Unterkunft für 32 Euro mit Frühstück.

Ich hätte heute gut und gerne bestimmt noch 25 Kilometer fahren können. Meine Kondition scheint langsam auch wieder besser zu werden. Kleinere Anstiege, die ich vor ein paar Tagen hinauf geschoben hätte, bewältige ich inzwischen ziemlich gut. Allerdings ist es gut, dass ich nicht weiter gefahren bin: Gegen 16:30 Uhr geht ein Unwetter nieder, das es in sich hat. Der Regen wird nur so an mein Zimmerfenster gepeitscht, und der Sturm wütet in den Baumkronen.

"Kulturhaus" in Dorndorf - steht fast leer
Meine weitere Planung sieht so aus, dass ich noch zwei Tage an der Werra bis Bad Sooden-Allendorf fahren werde. Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen. Morgen werde ich erst unterwegs eine Unterkunft suchen, da ich keine Ahnung habe, wie weit ich kommen werde.

Samstag, 18. Juli 2015

9. Tag - 18. Juli 2015 - Von Bayern nach Thüringen


Strecke: (Küps) - Adelshausen - Hildburghausen - Themar - Meiningen - Walldorf

Gefahrene Kilometer: 55,5 km
Gesamtstrecke: 243 km (mit dem Toxy insgesamt schon 6023 km gefahren)
Wetter: teilweise sonnig, teilweise bewölkt, leichter Wind, 27 Grd.

Da ich wegen des heißen Wetters möglichst früh losfahren möchte, frühstücken Brigitte, Herbert und ich bereits um 7:30 Uhr. Damit bringen die beiden, die am Wochenende gerne lange schlafen, ein richtiges Opfer für mich. Bevor wir losfahren, fotografiere ich auf Wunsch von Christl noch das Haus und dessen Umgebung.


15% Steigung - da kommt man ins Schwitzen
Rast und Info am Werratal-Radwanderweg
Stadtmauer in Themar

Fachwerkhaus
Nachdem die Ausrüstung im Caddy verpackt ist, fahren Herbert und ich zurück zur ursprünglich geplanten Route, wobei ich allerdings, wie bereits erklärt,  rund 150 km ausgelassen habe. An der Grenze zu Thüringen erreichen wir kurz hinter Bad Rodach den Ort Adelshausen -  hier möchte ich starten. Ich bilde mir ein, dass es von hier rasant ins Werratal hinab geht. Ich verabschiede mich von Herbert, der wieder zurück nach Küps fährt. Ich mache mich an die Abfahrt, die aber schon nach 200m ein Ende hat. Es geht erst einmal mit 15% Steigung einen langen Berg hinauf - natürlich schiebenderweise. Das wiederholt sich auf den nächsten 6 km ständig. Erst kurz vor Hildburghausen kommt es zu einer rasanten und längeren Abfahrt, die ich dankbar als Geschenk annehme.

  
Nach den ersten acht Kilometern bin ich bereits ziemlich geschafft. Ich schiebe das Toxy durch die historische Altstadt von Hildburghausen, informiere mich in der Touristinformation über den weiteren Weg und suche den Einstieg zum Werra-Radweg, der äußerst gut ausgeschildert ist. Der Weg ist heute fast durchgängig asphaltiert, es gibt nur einige wenige Schotterstücke. Im Gegensatz zu den Radfahrern, die ich in Bayern getroffen habe, haben in Thüringen fast alle einen freundlichen Gruß parat. Wegen der heißen Temperaturen und der schwülen Witterung mache ich rund alle 10 km ausgedehnte Pausen und trinke sehr viel Wasser.

Schloss in Meiningen
Nach 45 Kilometern erreiche ich Meiningen. Von Meiningen sind Helmut und ich bereits vor zwei Jahren den Werra- und den Weser-Radweg gefahren. So ist die kommende Strecke bis kurz vor Hannoversch-Münden für mich eigentlich nichts neues. Ich schaue mir noch einmal das Meininger Schloss an und mache ein paar Fotos; dann geht es auf wunderschönen Radwegen weiter flussabwärts nach Walldorf mit seiner historischen Werkirche, an der aber immer noch renoviert und gebaut wird. Hier habe ich bereits gestern ein Hotelzimmer gebucht. Die Dame sagte mir, ich könne das Hotel gar nicht verfehlen, es liege direkt am Werra-Radweg. Pustekuchen: Ich bin, nachdem ich einen steilen Anstieg bewältigt habe, schon fast wieder aus Walldorf heraus, ohne das Hotel gefunden zu haben. Ich frage also einen Einwohner, und der erklärt mir, dass ich viel zu weit gefahren sei, das Hotel liege am anderen Ende des Ortes zwei Kilometer vom  Radweg entfernt. Nach 55 Kilometern erreiche ich das Hotel "Brückenmühle" - schönes Zimmer, mit Frühstück 45 Euro. Ich bin froh, endlich angekommen zu sein.

Übrigens: Mit dem heutigen Tag habe ich mal wieder eine Tausender-Grenze überschritten: Das Toxy hat nun mit mir bereits 6023 km zurückgelegt - ohne E-Antrieb. Ich denke, mit dem Kauf habe ich seinerzeit eine sehr gute Wahl getroffen! Ich bin immer noch sehr zufrieden.

Freitag, 17. Juli 2015

7. und 8. Tag - 16./17. Juli 2015 - Hitzefrei!

gefahrene Kilometer: 0 km
Gesamtstrecke: 188 km

Donnerstag
Am Donnerstag darf ich lange schlafen. Gemütlich halten wir unser Frühstück. Wegen der Hitze bewegen wir uns ziemlich wenig. Gemeinsam mit Herbert probiere ich gegen Abend, als es etwas kühler geworden ist, aus, ob das Toxy in seinen VW-Caddy passt. Brigitte und Herbert haben mir nämlich vorgeschlagen, mich am Freitag nach Küps in Oberfranken (in der Nähe von Kronach) mitzunehmen. Die beiden wohnen dort häufig am Wochenende im Haus seiner verstorbenen Eltern. Herbert würde mich am Samstag vormittags dann nach Bad Rodach fahren, von wo ich ins Werratal hinab fahren und meine Tour fortsetzen kann. Ich habe zwar leichte Skrupel, einfach rund 150 km meiner geplanten Strecke auszulassen, aber nachdem die Temperaturen z.Z. unerträglich sind, nehme ich nach einigem Überlegen das Angebot an. Ich buche abends für Samstag telefonisch ein Hotelzimmer in Walldorf, nachdem ich bei mehreren Pensionen eine Absage erhalten habe.

Freitag
Strecke: Feucht - Küps (mit dem Auto)

Morgens gehe ich zusammen mit Brigitte ins etwa 5 Minuten entfernte Freibad. Wir drehen im herrlich erfrischenden Wasser unsere Runden, es ist ein richtiges Vergnügen bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein im Wasser herum zu plantschen.

Grundmauern einer Wasserburg in Küps
Mittags zeigt das Thermometer 36,5 Grd im Schatten an - ich denke, es wäre bei dieser Hitze eine ziemliche Tortour gewesen, durch Nürnberg zu fahren (weil ich Großstädte auf dem Liegerad ja so liebe) und anschließend dem Main-Donau-Kanal durch eine aufgrund von vielen Gewerbeansiedlungen relativ hässliche und offene Gegend zu folgen. In Küps angekommen, ist es bewölkt und es sieht gewittrig aus. Abends gehen wir zum Essen in einen Berggasthof namens "Bauernhannla". Herbert erklärt mir, dass "Hannla" eine Verballhornung von Hans ist.

Donnerstag, 16. Juli 2015

6. Tag - 15. Juli 2015 - Am Ludwig - Donau - Main - Kanal


Strecke: Berching - Neumarkt/Opf. - Feucht

gefahrene Kilometer: 51 km
Gesamtstrecke: 188 km
Wetter: morgens leicht bewölkt, relativ kühl, ab Mittag schwül und heiß, kaum Wind




alte Schleusenkammer
Ich werde heute relativ früh wach. Das Toxy ist schnell gepackt, und nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Entsprechend den Vorschlägen von Herbert folge ich dem Main-Donau-Kanal noch einige Kilometer nach Norden. Ab Pollanten umfängt mich dann Natur pur - na ja nicht ganz, denn der alte "Ludwig - Donau - Main - Kanal" ist natürlich auch eine künstliche, wenn auch schon sehr alte Wasserstraße. Alte Schleusen mit verfallenden Schleusentoren lassen vermuten, dass hier früher ein geschäftiges Treiben herrschte. In einer der Schleusen hat man wohl vor der Schließung des Kanals ein altes Schiff vergessen.

das vergessene Schiff
Ludwig - Donau - Main - Kanal
Der geschotterte Weg folgt dem alten Kanal parallel. Große alte Bäume werfen ihre Schatten. Links und rechts des Kanals sitzen ab un zu Angler. Ich entdecke im Wasserlauf einen riesigen Reisighaufen und vermute, dass es sich dabei um einen Biberbau handelt. Viele Entenarten sind auf dem Kanal zu Hause, und hunderte Libellen umschwärmen mich. Leider hat die schöne Kanalfahrt dann plötzlich ein Ende: Umleitung wegen Bauarbeiten. Nach mehreren Kilometern bin ich dann wieder auf der ursprünglichen Route. Nach einer weiteren Umleitung erreiche ich schließlich Neumarkt in der Oberpfalz. Damit dürfte die Hälfte der heutigen Etappe erreicht sein, sodass ich mir für den restlichen Teil der Strecke viel Zeit lassen kann.

Mir begegnen immer wieder Radler - manchmal kommen sie mir hoch erhobenen Hauptes lächend mit ziemlich großer Geschwindigkeit entgegen. Beim genaueren Hinsehen merke ich dann schnell, dass sie E-Angetrieben sind, also kein Grund Minderwertigkeitskomplexe wegen meines Schneckentempos von durchschnittlich 15 km/h zu haben. Viel vom Grüßen halten die anderen Radler wohl auch nicht, ich habe den Eindruck, dass diese jedesmal erschrecken, wenn man "Guten Tag" oder "Grüß Gott" sagt.

hier gibt`s was für Radler: Radler
Der alte Kanal verläuft teilweise am Hang oberhalb von Tälern oder quert auf einem eigens dafür angelegten Damm tiefe Täler, sodass sich sehr schöne Ausblicke ergeben. Bei Bruck-Kanal - fast schon in "Sichtweite" von Feucht  (10km) - mache ich  bei einer kleinen Biergarten-Wirtschaft noch einmal Pause und gönne mir eine "Radler-Halbe", um den Flüssigkeitshaushalt wieder zu normalisieren (vorher hatte ich schon rund zwei Liter Wasser getrunken).  Gegen 15:00 Uhr treffe ich schließlich bei ziemlicher Hitze (27 Grd.) bei Brigitte und Herbert ein.

Nach einer ausgiebigen Dusche gibt es Kaffee und Kuchen, und wir haben viel zu ratschen. Abends werde ich zum essen bei einem Griechen eingeladen - leckeres Essen. Danach sitzen wir zusammen bei einem Gläschen Rotwein auf dem Balkon, haben viel zu erzählen und gehen erst kurz vor Mitternach zu Bett.

Kurz vor dem Einschlafen schaue ich mir auf "wetter.com" noch schnell die Vorhersage für die Nächsten Tage an: am Donnerstag 32 Grd., Freitag 35 Grd., Samstag 33 Grd. Ich habe Sorgen, dass ich das durchhalte.

Dienstag, 14. Juli 2015

5. Tag - 14. Juli 2015 - Auf der Eisenbahn


Strecke: Manching - Großmehring - Oberdolling - Altmannstein - Deising - Dietfurt - Beilngries - Berching

gefahrene Kilometer: 68,6 km
Gesamtstrecke: 136 km
Wetter: teils heiter bis wolkig, manchmal ein paar Regentropfen, nachmittags sehr warm und viel Gegenwind

Keine Angst: Die Überschrift "Auf der Eisenbahn" bedeutet nicht, dass ich heute mit dem Zug gefahren bin - dazu jedoch später.

Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiede ich mich gegen 8:30 Uhr von meiner Schwägerin und ihrem Mann. Bald finde ich die richtige Straße, um Manching zu verlassen und lande schließlich auf dem Radweg "Paartaltour". Nach einer Fahrt durch ausgedehnte Auenlandschaften entlang der Paar erreiche ich bald die Donau, die ich bei Großmehring überquere ohne nicht vorher mit dem Toxy umgefallen zu sein, weil ein auf der Vorfahrtsstraße von rechts kommender Lastwagen mich ein wenig erschreckt. (Es ist mir dabei nichts passiert.) Hinter Großmehring geht es nun stetig aber relativ gemächlich bergan, bis ich Oberdolling erreiche, wo ich auf den Schambachtalbahn-Radweg treffe, dem ich jetzt folge. Dieser Radweg ist auf der Trasse der ehemaligen Schambachtalbahn errichtet worden und hat dementsprechend nur geringe Steigungen - wirklich ein entspanntes Radeln "auf der Eisenbahn".
die ehemalige Schambachtalbahn,
nun ein toller Radweg

Erläuterung zum Radweg
Dann möchte ich allerdings acht Kilometer abkürzen und verlasse bei Altmannstein diesen hervorragenden Radweg, der bis nach Riedenburg führt. Das hätte ich mal lieber nicht tun sollen! Mein Navi leitet mich auf einen furchtbaren geschotterten Waldweg mit vielen Steigungen, sodass ich mal wieder schieben muss. Die folgende asphaltierte Straße lässt sich zwar relativ gut befahren, hat allerdings eine Menge starker Steigungen. Ein Lichtblick ist dann die lange Bergabfahrt hinein ins Altmühltal, das ich bei Deising erreiche.

Am Main-Donau-Kabal
Ich mache dort auf einer Bank eine einstündige Pause - habe keinen Hunger - nur Durst! Als ich mit Christl telefoniere, teilt sie mir mit, dass die histologische Untersuchung der Gewebeprobe von unserem Timmi keine negativen Ergebnisse gezeigt hat - nun muss nur noch die Narbe möglichst schnell verheilen. Da bin ich ziemlich erleichtert, als ich von diesem Ergebnis erfahre - ein Hund ist eben doch schon ein Familienmitglied! Nach dem Telefonat schlafe ich auf meiner Bank auch noch ein wenig ein.
Benediktiner-Abtei Plankstetten

Ab Mittag wird es ziemlich warm und windig (meist von vorne). Es geht auf teilweise schlechten Feldwegen mit "aufs" und "abs" und Schotter weiter bis nach Dietfurt, wo ich erneut eine Pause einlege und mir ein Radler genehmige - sehr erfrischend! Ich frage den Wirt nach einer guten Strecke nach Beilngries. Am Anfang fahre ich auch dem richtigen Weg, übersehe dann aber wohl eine Radwegmarkierung und lande wieder auf schlechten Pfaden. Als ich Beilngries gegen 17:00 Uhr erreiche, bin ich ziemlich fertig. Wenn ich nicht in Berching ein Zimmer vorgebucht hätte, wäre ich hier geblieben und hätte mir eine Unterkunft gesucht.
Schleuse bei Berching

Also auf und nochmal in die Pedale getreten. Ich fahre nicht auf dem Radweg namens "Tour de Baroque", sondern nehme den Weg direkt neben dem Kanal - geschottert, aber so gut wie keine Steigungen. Bei der Schleuse Berching überquere ich den Kanal und habe noch rund 3 km bis Berching, das ich gegen 18:00 Uhr erreiche. Schnell ist das Hotel gefunden, das Fahrrad weg gesperrt und das Gepäck aufs Zimmer gebracht. Ich reiße mir die durchschwitzten Klamotten vom Leibe und genieße eine ausgiebige Dusche. Zum Abendessen gönne ich mir einen Hirschbraten, wobei ich wieder keinen rechten Hunger verspüre und den Knödel fast nicht anrühre, obwohl er gut geschmeckt hat.
Marktplatz von Berching


altehrwürdiges Berching





Morgen werde ich nach Feucht zu Schwägerin Brigitte und ihrem Mann Herbert fahren. Telefonisch habe ich gerade mit den beiden ausgemacht, dass ich dort eine eintägige Pause einlege - darauf freue ich mich schon.